Lagarde-Gelände: Die Zukunft der Wärmeversorgung

Auf dem Lagarde-Gelände setzen wir Maßstäbe: Unser einzigartiges Energiekonzept nutzt lokale Ressourcen direkt vor Ort, um rund 70 Prozent der benötigten Wärme zu erzeugen. Was in ländlichen Gebieten bereits etabliert ist, ist in einer städtischen Umgebung mit einer Mischung aus Alt- und Neubauten, Wohngebäuden, Büroflächen und Gewerbe völlig neu. Damit bieten wir schon heute die zukunftssichere Energieversorgung für das Stadtquartier von morgen.

So funktioniert das innovative Energiekonzept Wärme 4.0 auf dem Lagarde-Campus

Unsere Energieversorgung nutzt natürliche Ressourcen direkt vor Ort: Kollektoren in der Erde und im Abwasserkanal fangen Wärme auf. Diese Wärme wird von Wärmepumpen in den Gebäuden genutzt, um Wasser zu erhitzen. Das heiße Wasser gelangt dann über die Fußbodenheizung und den Wasserhahn in Küche und Bad zu den Bewohnerinnen und Bewohnern. Der Strom für den Betrieb der Wärmepumpen wird durch Solaranlagen auf den Dächern erzeugt.

An sonnigen Tagen wird überschüssiger Strom in heißes Wasser umgewandelt und in großen Speichern für die Nacht gespeichert. Wenn keine Sonne scheint, sorgt ein modernes Blockheizkraftwerk dafür, dass die Wärmepumpen genug Strom haben. Die dabei entstehende Wärme wird in einem großen Speicher gesammelt und für die Beheizung der Altbauten genutzt.

Besuch Klara Geywitz auf Lagarde

"Die Stadtwerke Bamberg haben auf dem Lagarde-Campus jetzt schon umgesetzt, was der gesetzliche Standard der Zukunft sein wird.“

Das Herzstück der Wärmeversorgung auf Lagarde

Die Energiezentrale nordöstlich der Reithalle ist Herz und Hirn der Wärmeversorgung.

Hier sind

  • Blockheizkraftwerk
  • Energiespeicher
  • Pumpen
  • Fernwärmetechnik

untergebracht. Eine intelligente Steuerung sorgt zu jedem Zeitpunkt für eine hocheffiziente Wärmeerzeugung mittels erneuerbarer Energie, die direkt vor Ort zur Verfügung stehen. Überschüssige Energie wird gespeichert oder für die Regeneration der Bodentemperatur genutzt.

Abwasserwaerme Einbau Waermetauscher Blick in den Kanal

Energie aus dem Abwasser: Zuverlässige Wärmequelle rund ums Jahr

Einer der wichtigsten, weil übers Jahr sehr gleichbleibende Wärmequelle ist das Abwasser im Kanal unter der Zollernstraße. Dort sammelt sich, was die Haushalte in Bamberger Osten über die Toilette, Dusche, Spül- und Waschbecken sowie Spülmaschine entsorgen. Das Abwasser hat 5° bis 25° C wenn es im Kanal zusammenfließt. Die greifen Wärmetauscher ab. Die Wärme wird dann über die Energiezentrale und das kalte Netz dahin transportiert, wo sie gebraucht wird – zu den Wärmepumpen in den Häusern, aber auch ins Erdreich, wo sie für Regeneration der Flächen sorgt, denen die Erdkollektoren und -sonden Wärme entziehen.

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Fördergelder

Machbarkeitsstudie

598.230 €

Im Rahmen des Programms „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“ hat das  Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zunächst eine Machbarkeitsstudie mit 598.230 Euro gefördert. Die Untersuchung hat die Realisierbarkeit einer integrierten Lösung für eine umweltfreundliche, bedarfsgerechte und zukunftssichere Quartiersversorgung analysiert. Vorgabe ist, dass mindestens 50 Prozent der Wärme regenerativ – und am besten vor Ort – erzeugt werden; nur zur Abdeckung von Spitzen und Absicherung der Versorgung soll das in der Nähe liegende Fernwärmenetz eingesetzt werden.

Umsetzung

11.618.311 €

Mit 7,659 Millionen Euro hat der Bund die Umsetzung des Wärmekonzepts 4.0 zunächst für Lagarde-West, nun nochmal mit 3,96 Millionen Euro für Lagarde-Ost gefördert. Die Stadtwerke Bamberg investieren hierfür 30 Millionen Euro.

Gebäude Energiezentrale

1.900.000 €

Zu den 3,6 Millionen Euro, die das Gebäude der Energiezentrale kostet, steuert die Regierung von Oberfranken im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung - Lebenswerte Quartiere gestalten“ 1,9 Millionen Euro bei. Denn das Gebäude soll sich gestalterisch in das historische Ensemble von Reit- und Posthalle einpassen und ist gegenüber einer Energiezentrale in einfacher Bauweise teurer. Die Mehraufwendungen wie z. B. das Satteldach, der große Baukörper genauso wie der Keller, in dem der große Speicher sitzt und bis zum Dach ragt, werden übernommen.

Lagarde als Labor für die Wissenschaft

Der Lagarde-Campus ist auch eine große Spielwiese für die Wissenschaft. Drei Forschungsvorhaben mit unterschiedlichem Fokus sollen neue Erkenntnisse über den Betrieb des Wärmekonzepts geben und darauf aufbauend der Verbesserung der Versorgungssicherheit und der Optimierung des Einsatzes der bereitstehenden regenerativen Energien dienen. Bei Enable und EnEff: Wärme Multisource kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz. 

Projektpartner: Fraunhofer-Institut IEE, Nürnberger Ingenieurbüro BUILD.ING Consultants, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

2018 wurde das Baugebiet als Ganzes und dessen Infrastruktur analysiert. Es wurden alle vor Ort verfügbaren regenerativen Technologien untersucht und deren Potential auf Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit hin bewertet. Das Ergebnis ist das Wärmekonzept, so wie es heute umgesetzt wird.

  • Neben der Energieausbeute wurden Platzbedarf, Kohlendioxid- und Lärmemissionen sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Wärmeerzeugungsmethoden in den Fokus genommen
  • Simulationen des jährlichen Bedarfs an Heiz- und Warmwasserwärme, Kälte und Strom

Projektpartner: Siemens AG, Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE, SEtrade GmbH

Seit April 2022 untersucht das Forschungsvorhaben ENable regelungstechnische Fragestellungen.

  • Analyse der Energieverteilung/-managements innerhalb des Campus
  • Suche nach Optimierungsansätzen, um die Erzeugungsanlagen so flexibel wie möglich zu betrieben. Denn Flexibilität ist ein wesentliches Element, um regenerative Energiequellen optimal zu nutzen.

Das Projekt läuft bis März 2025

Projektpartner: Technische Hochschule Nürnberg, Technische Universität Dresden, FAU Erlangen-Nürnberg

Das Team analysiert mit Hilfe von Messtechnik systematisch alle Wärmequellen mit dem Ziel, diese bis zur Energiezentrale zu optimieren, um eine optimale Betriebsstrategie zu entwickeln.

  • Analyse der wichtigen Bereiche des Untergrundes, um die Systeme optimal an den Boden und das Gestein anzubinden.
  • Erfassung der wichtigsten Systemparameter, um die Wechselwirkungen und Optimierungspotenziale der verschiedenen Quellen zu erforschen.
  • Weiterentwicklung dynamischer Simulationsmodelle, um das Verhalten der Wärmequellen in einem Gesamtsystem bestimmen und vorhersagen zu können.
  • Entwicklung einer entsprechenden Simulationssoftware für das Komplettsystem. 

Das Projekt läuft bis März 2027.