Trinkwasser wird in Zeiten des Klimawandels ein immer wertvolleres Gut. In Bamberg sind wir in der glücklichen Lage, ein großes Schutzgebiet direkt vor den Toren der Stadt zu haben. Von der Brose Arena und dem Haingebiet über Bug bis fast nach Strullendorf zieht sich ein einzigartiges Naturgebiet mit biologischen und geologischen Besonderheiten, die im Zusammenspiel unser Wasser so pur und rein machen.
Wasserschutz ist Natur- und Umweltschutz
Dort, wo Grundwasser für die Trinkwasserversorgung genutzt und durch Wasserschutzgebiete geschützt wird, stellen sich höchst erfreuliche Nebenwirkungen ein: der Erholungs- und Freizeitwert steigt, die Zersiedlung der Landschaft und die Versiegelung der Oberflächen werden gestoppt, Zufluchtsräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten leben wieder auf.
Wer bei einem Spaziergang durch die Burger Wiesen, Gereuther Wiesen oder den Stadtwald die Augen und Ohren offen hält, sieht und hört wie sich die Natur entwickelt, wenn man sie in Ruhe lässt. Die grundwasserschonende Bewirtschaftung hat dazu geführt, dass sich im Bamberger Wasserschutzgebiet vier Biotope mit einer Gesamtfläche von ca. 30 ha gebildet haben. Seltene Pflanzenarten haben sich dort wieder angesiedelt, und viele Tiere, die durch die industrielle und städtebauliche Nutzung selten geworden sind, finden in diesen Biotopen einen neuen Lebensraum.
140
Pflanzenarten
90
Tierarten
3
Wasserwerke
Unser Tipp:
Das Wasserschutzgebiet eignet sich perfekt für einen kleinen Familienausflug - zu Fuß oder mit dem Rad. Unsere Infotafeln erklären Ihnen die Besonderheiten und für die kleinen gibts jede Menge Natur zum anfassen!
Mit dem Fahrrad unterwegs
Wir haben eine kleine, leichte Tour bei "Komoot" zusammengestellt. Die Strecke können Sie alleine oder mit der ganzen Familie in flachem Gelände fahren. Es geht auf befestigten Wegen, Schotter- und Waldwegen entlang an vielen Interessanten Stellen und Orten, an denen unsere Informationsschilder die Besonderheiten anschaulich erklären.
Das Wasserschutzgebiet
Zone | Bamberg | Hirschaid | Gereuth | Hain | Bug |
I | 25,16 ha | 9,68 ha | 9,3 ha | 0,5 ha | 4,3 ha |
II | 356,79 ha | 133,26 ha | 36,3 ha | 16,2 ha | 52,3 ha |
III A | 519,93 ha | 169,07 ha | |||
III B | 1708,60 ha | 787,08 ha |
Der „Fassungsbereich“ (Zone I) schützt die Grundwassergewinnungsanlage und ihre unmittelbare Umgebung vor Verunreinigungen. Diese Flächen sind deshalb meist eingezäunt und dürfen in der Regel weder betreten noch befahren werden.
Die „Engere Schutzzone“ (Zone II) stellt vor allem den Schutz vor Verunreinigung durch Krankheitserreger sicher. Diese Zone muss so groß sein, dass das Grundwasser von der Außengrenze bis zu den Brunnen 50 Tage im Untergrund unterwegs ist, da es in dieser Zeit von Krankheitserregern ausreichend gereinigt wird.
Die „Weiteren Schutzzonen“ (Zone III A und III B) bieten Schutz vor schwer abbaubaren Verunreinigungen im großräumigen Umfeld der Wassergewinnungsanlage. Sie sorgen dafür, dass nach Unfällen noch ausreichend Zeit für Gegenmaßnahmen bleibt.
Natur und Technik spielen hier perfekt zusammen.
Nachhaltige Bewirtschaftung
Im Rahmen des „Umweltpakt Bayern“ bekennen wir uns zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung und erbringen ökologische Leistungen über die gesetzlichen Vorschriften hinaus.
Um den Schutz des Grundwassers im Bamberger Wasserschutzgebiet optimal zu gewährleisten, kauften die Stadtwerke gezielt Flächen in diesem Bereich auf und nutzen sie als Energieholzplantagen. Rund um die Trinkwasserbrunnen sorgen sie damit für einen natürlichen Schutz vor Erosionen und verhindern, dass Schadstoffe in das Grundwasser eindringen. Energieholzplantagen gehören zu den erneuerbaren Energien und werden auch Kurzumtriebsplantagen (KUP) genannt.
Für die KUP werden Balsampappeln gepflanzt, die auf wechselfeuchten Böden gute Erträge erzielen. Da sich die Anbauflächen in einem Wasserschutzgebiet befinden, wird auf Düngung vollkommen verzichtet. Durch ihr Wurzelsystem ziehen sich die schnellwachsenden Laubbäume die Nährstoffe aus dem Boden. Das Energieholz kommt unter anderem in unserem ökologischen Passivhaushallenbad Bambados zum Einsatz.
Blühende Landschaften
Viele seltene Pflanzen und Tiere fühlen sich in unserem Wasserschutzgebiet rund um den Stadtwald, die Hirschaider Büsche, die Gereuther und Buger Wiesen pudelwohl. Über die vergangenen Jahrzehnte hat sich hier ein Biotop entwickelt, dass uns immer wieder mindestens genauso beeindruckt wie die vielen Spaziergänger, die hier die Natur genießen. Seit 2019 unterstützen wir die Blühoffensive der Stadt Bamberg und pflanzen auf einer Fläche die sog. durchwachsene (oder Donau-)Silphie an. Sie ist für Insekten ein Paradies und kann ab dem zweiten Standjahr als Energiepflanze für Biogasanlagen geerntet werden. Die Beliebtheit bei Bienen hat sich auch im Imkerverein Bamberg und Umgebung e.V. herumgesprochen, so dass sie hier seit 2020 einige Bienenstöcke aufgestellt haben.
Das neue Wasserwerk
Dank der sorgfältigen Schutzmaßnahmen ist das Rohwasser, das in den Wasserschutzgebieten „Stadtwald“ und „Hirschaider Büsche“ gewonnen wird, sehr hochwertig. Hier im neuen Wasserwerk muss deshalb nur noch Eisen und Mangan aus dem Rohwasser entfernt werden. Moderne Aktivkohlefilter garantieren danach die hohe Qualität des Trinkwassers, bevor es in die Bamberger Leitungen eingespeist wird. Der Reinigungsprozess selbst findet in den deckenhohen, weißen Druckfilterkesseln statt. Weitere Wasserwerke stehen auf den Gereuther und Buger Wiesen.
Nachhaltige Forstwirtschaft
Der Stadtwald wird unter der Leitung von Dieter Bierlein von der städtischen Forstverwaltung nach und nach umgebaut. Aus dem reinen Kieferbestand entsteht ein Mischwald mit einem hohen Anteil an Laubbäumen. Der Umbau macht sich im Boden bemerkbar. Aus nitrathaltige Rohhumus, der Risiken fürs Trinkwasser birgt, entsteht mit der Zeit eine weiche einer verträglicheren Humusmischung.
"In Bamberg setzen wir schon seit mehr als 30 Jahren auf diese naturgemäße Bewirtschaftung. Damit sind wir absoluter Vorreiter."
JOHANNES HÖLZEL, LEITER DES FORSTAMTS BAMBERG
Modernste Brunnentechnik im Wasserschutzgebiet
Bisher haben wir das Grundwasser für die Trinkwasserversorgung vor allem aus Flachbrunnen im Wasserschutzgebiet gefördert. Sie haben den Vorteil, dass sie schnell und kostengünstig eingerichtet werden können, weil sie nicht besonders
tief ins Erdreich gehen, sondern das Grundwasser aus einer Tiefe von etwa zehn bis zwölf Metern holen. Bisher waren die Flachbrunnen völlig ausreichend. Doch der Klimawandel beeinflusst auch die Trinkwasserförderung. Immer häufiger treten Starkniederschlagsereignisse auf, bei denen innerhalb kürzester Zeit sehr viel Wasser auf die Erde prasselt. Das versickert nur noch zum Teil ins Grundwasser, viel wird oberflächig abgeleitet. In der Folge sinkt der Grundwasserstand überall in Bayern.
Partnerschaften für den Grundwasserschutz
Wir haben uns erfolgreich für die Ausweisung großer Wasserschutzgebiete engagiert und arbeiten eng mit hiesigen Landwirten zusammen. Ziel ist ein umwelt- und naturverträgliches Wirtschaften zum Schutz des Grundwassers durch Flächenankauf, Ausgleichszahlungen und gemeinsame Projekte. Das Ergebnis sieht nicht nur gut aus, es schmeckt auch hervorragend: Denn hier gedeiht Weizen, der in den Bamberger Bäckereien Seel, Kerling und Postler zu leckerem Wasserschutzbrot und Gebäck verarbeitet wird.
So schützen Sie das Trinkwasser
Noch gibt es in Deutschland genug Trinkwasser in höchster Qualität. Damit das so bleibt, unternehmen wir große Anstrengungen. Sie selbst können ebenfalls zum Schutz der lebenswichtige Ressource beitragen und dabei sogar Geld sparen.
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