2.000 Haushalte werden mit Flusswärme versorgt
Die Stadtwerke Bamberg wollen in der Südflur zwei Großwärmepumpen errichten, die das Flusswasser der Regnitz als Energiequelle nutzen. Auf diesem Weg sollen 2.000 Haushalte im Bamberger Süden, davon 666 Stadtbau-Wohnungen im Stadtteil Gereuth, und auch das neue Bildungszentrum der Handwerkskammer für Oberfranken klimaneutral mit regenerativer grüner Wärme versorgt werden.
So funktioniert eine Fluswasserwärmepumpe
Grafik Funktionsweise Flusswasserwärmepumpe
Wärmetauscher und Wärmepumpe
Pro Sekunde werden 300 Liter Wasser aus der Regnitz entnommen – das entspricht nur einem sehr kleinen Teil des Flusswassers. Dieses Wasser wird zum Wärmetauscher in der Energiezentrale geleitet. Dort überträgt es seine Wärmeenergie auf das Kältemittel der Wärmepumpe, ohne dass Wasser und Kältemittel in Kontakt kommen. Anschließend wird das um wenige Grad abgekühlte Flusswasser wieder in die Regnitz zurückgeleitet.
Die Wärme des Flusswassers sorgt dafür, dass das Kältemittel in der Wärmepumpe verdampft. Ein Verdichter komprimiert den Kältemitteldampf, wodurch Druck und Temperatur steigen. Die so erzeugte Wärme wird in einem Wärmetauscher auf das Fernheizwasser übertragen.
Das erhitzte Fernheizwasser wird über ein Leitungsnetz zu den Haushalten transportiert. Dort sorgt eine Übergabestation dafür, dass die Wärme für die Heizung und als heißes Brauchwasser genutzt werden kann. Das Kältemittel kühlt währenddessen ab, verflüssigt sich wieder und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Zusätzlich zu dieser effizienten Wärmenutzung setzen die Stadtwerke Hackschnitzelkessel ein, die Spitzenlasten abdecken. Diese werden mit Holzabfällen aus den städtischen Wäldern betrieben und tragen zur nachhaltigen Energieversorgung bei.
Großwärmepumpen: enormes Potenzial für die Wärmewende
Nach einer aktuellen Studie der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE) könnten 20 % der Kommunen, vor allem entlang der großen Flüsse, mit dieser Technik einen Großteil ihres Wärmebedarfes decken. Theoretisch hätte die Technik das Potenzial, den Wärmebedarf aller Haushalte und Gewerbe in Bayern zu decken.
Weiterer Vorteil: Flusswasserwärmepumpen arbeiten in der Regel effizienter als Luftwärmepumpen, bis auf wenige Ausnahmen kann das ganze Jahr über zuverlässig Wärme aus Flüssen gewonnen werden, ohne dabei den Fluss merklich abzukühlen.
Millioneninvestition
Aktuell gehen wir von Gesamtinvestitionen im mittleren zweistelligen Millionenbereich aus. Die Investitionen sollen auch durch Fördermittel des Bundes finanziert werden.
Umweltministerium, Wasserwirtschaftsamt und Naturschutzbehörde sind mit im Boot
Derzeit existieren keine einheitlichen regulatorischen Vorgaben für die Nutzung von Flusswasserwärme. Weil Genehmigungsprozesse für Flusswasserwärmepumpen äußerst komplex sind, wurden sie in der Vergangenheit nur selten angegangen. Für das Genehmigungsverfahren des Bamberger Vorhabens haben das Bayerische Umweltministerium, das Wasserwirtschaftsamt Kronach sowie die Untere und Obere Naturschutzbehörde ihre Unterstützung zugesichert. Sie möchten speziell den Bamberger Genehmigungsprozess als zuständige Behörden engmaschig begleiten. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die verschiedenen Prüfungsschritte zu koordinieren und daraus einen standardisierten Prozess und Verfahrensablauf zu entwickeln, der zukünftig in ganz Bayern als neue Norm etabliert werden kann.
Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer
Das neue Ausbildungszentrum der Handwerkskammer soll nicht nur mit der umweltfreundlichen Wärme versorgt werden, sondern Heizwerk und Flusswärmepumpen können zugleich als Demonstrator für die Aus- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer für Oberfranken dienen. Dazu stehen die Stadtwerke mit der Handwerkskammer im engen Kontakt.
Zeitplan: So geht es weiter
2022
Voruntersuchungen und Konzeptplanung
Förderantragstellung BEW Modul I
2025
Genehmigungsverfahren, Durchführung einer Machbarkeitsstudie und Beauftragung der Planung und des Baus.
2026
Bau
2027
Fertigstellung Handwerkskammer
2028
Inbetriebnahme