Auf dem Lagarde-Campus ist eines der ökologischsten Wärmenetze Deutschlands in Betrieb gegangen

Auf dem Bamberger Lagarde-Quartier werden insgesamt 1.200 Wohnungen und Gewerbeeinheiten in Alt- und Neubauten über eines der ökologischsten Wärmenetze Deutschlands beheizt. Hierbei kommen zu 70 Prozent regenerative Energien zum Einsatz, die vor Ort gewonnen werden. Am 20. September haben die Stadtwerke Bamberg die Nahwärmeversorgung offiziell in Betrieb genommen. 30 Millionen Euro hat der mittelständische Energieversorger in das Zukunftsquartier investiert. Schon heute ist klar, dass das Konzept kein Einzelfall bleiben wird – Folgeprojekte laufen bereits. 

Viele Kommunen In Deutschland stehen vor der Herausforderung, innerhalb einer bestehenden städtischen Infrastruktur mit unterschiedlicher Gebäudeeffizienz eine möglichst nachhaltige Energieversorgung zu realisieren. Das „Bamberger Konzept“ soll dabei als Musterbeispiel für moderne Stadtentwicklung dienen. Auf engstem Raum lassen die Stadtwerke keine Energiequelle ungenutzt, um ökologische Wärme für die Menschen auf Lagarde zu gewinnen.

  • Auf einer Fläche von 32.000 Quadratmetern unterhalb der Gebäude und den Verkehrsflächen sammeln Flächenkollektoren drei Millionen Kilowattstunden oberflächennahe Erdwärme ein.

  • Auf Deutschlands größtem innerstädtischen Geothermiefeld gewinnen 74 Erdsonden in einer Tiefe von bis zu 120 Metern jährlich 900.000 kWh Wärme.

  • Dritter Energiequelle ist das Abwasser von mehreren Tausend Haushalten im Bamberger Osten. Es fließt durch den Abwasserkanal in der benachbarten Zollnerstraße, in dem auf einer Länge von 225 Metern ein Wärmetauscher installiert wurde.  Auf diesem Weg wird eine kontinuierliche Wärmeleistung von 1.000 kW gewonnen, was einer jährlichen Wärmemenge von rund 2.700.000 Kilowattstunden entspricht, umgerechnet 270.000 Litern Heizöl. Die Abwasserwärme dient auch der Regeneration der Erde rund um die Erdkollektoren und der saisonalen Speicherung von Wärme in den Kollektoren und den Sondenfeldern.

  • Die gewonnene Erd- und Abwasserwärme ist nur durch den Einsatz von dezentralen gebäudeintegrierten Wärmepumpen mit gewohnten Temperaturen für Fußbodenheizung und Warmwasser nutzbar. Sie erzeugen jährlich 8.500 Megawattstunden thermische Energie. Der Strom für die Wärmepumpen wird über die Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Gebäude und der Energiezentrale erzeugt. Überschüssiger Strom wird, besonders im Sommer, in Wärme umgewandelt und in Pufferspeichern gesammelt.

Ein Teil der Investitionskosten von 30 Millionen Euro wurde aus Fördermitteln finanziert: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert das Projekt als wichtigen Baustein der Wärmewende mit insgesamt 11,6 Millionen Euro im Rahmen des Programms „Modellvorhaben Wärmenetzsysteme 4.0“. Weitere 1,9 Millionen Euro steuert die Regierung von Oberfranken im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Wachstum und nachhaltige Erneuerung – Lebenswerte Quartiere gestalten“ für das Gebäude der Energiezentrale bei, die das Herzstück des Wärmesystems darstellt. 

 

Bewohner profitieren auch finanziell

In der Energiezentrale ist sämtliche Gebäude- und Anlagentechnik miteinander vernetzt, so dass die Energie höchst effizient genutzt werden kann. Weil Sonnenstrom und Erdwärme unabhängig von Marktschwankungen, Börsen- und CO2-Preisen sind, können die Stadtwerke den Bewohnerinnen und Bewohnern einen günstigen Einstiegspreis für ihre Wärmeversorgung mit der Aussicht auf eine geringe Preissteigerung garantieren.

Die Stadtwerke Bamberg hatten die Realisierbarkeit des Konzepts in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut IEE, dem Nürnberger Ingenieurbüro BUILD.ING Consultants und der Otto-Friedrich-Universität Bamberg überprüft und hierbei neben der Energieausbeute auch den Platzbedarf, Kohlendioxid- und Lärmemissionen sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Wärmeerzeugungsmethoden in den Fokus genommen.

 

Lagarde: Muster für effiziente Wärmelösungen 

Das „Bamberger Konzept“ soll zum Musterbeispiel für die nachhaltige Wärmeversorgung in Quartieren werden – auch wenn überall andere Rahmenbedingungen, unterschiedliche Gebäudestandards und regenerative Energiequellen vorhanden sind. Wie auf Lagarde braucht es Partner vor Ort, die die lokalen Strukturen kennen und vertrauensvoll miteinander arbeiten. So wird die Stadtbau GmbH Bamberg nach dem „Vorbild Lagarde“ mit Unterstützung der Stadtwerke bis zum Jahr 2040 bei der Beheizung ihrer 4.000 Wohnungen nahezu kein klimaschädliches Kohlendioxid mehr ausstoßen und somit eine der ersten großen klimaneutralen Wohnungsbaugesellschaften Deutschlands werden. Dafür sollen Nah- und Fernwärmenetze ausgebaut werden und Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Die Kooperation ist bundesweit einmalig und wurde im Sommer 2022 im Beisein von Bundesbauministerin Klara Geywitz besiegelt.

 

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