Wärmenetze, wie auf Lagarde, sollen die nächsten Generationen mit umweltfreundlicher Wärme aus dem Erdreich versorgen. Dafür investieren Bauherren, wie die Stadtwerke Bamberg Millionen von Euro. Dass solch zukunftsweisende Projekte, die ja im Zusammenhang mit dem Ausbau der Nahwärmenetze, die jetzt zukünftig in Deutschland geplant werden, Vorbildfunktion haben, erfolgreich sind - und dass sie auch im Sinne des Trinkwasser- und Ressourcenschutzes nachhaltig umgesetzt werden, dafür bin ich als Sachverständige da. Ich begleite, unterstützt von meinem Team, den Bau der Geothermischen Anlagen von Anfang an. Wir beobachten jeden Schritt genau, weil man später, wenn alles unter der Erde vergraben ist, nicht mehr reinschauen kann.
Schutz vor Pfusch am Bau
In Bayern ist vorgeschrieben, dass Anlagen zur thermischen Nutzung von privaten Sachverständigen in der Wasserwirtschaft (PSW) begleitet und betreut werden, um einen guten Qualitätsstandard und die Sicherheit der Anlagen sicherzustellen. Das betrifft einerseits den Schutz des Grund- und Trinkwassers bei den Bohrungen und dem Betrieb der Anlagen. Das betrifft andererseits den Schutz der Investitionen, also kurzum: „Schutz vor Pfusch am Bau“. Weil alle Anlagen unter der Erdoberfläche verschwinden und man später nicht mehr drankommt, sollen im Vorfeld Mängel aufgrund falscher oder falsch verbauter Technik ausgeschlossen werden – es soll also sichergestellt werden, dass alles ordnungsgemäß verbaut wird. Um Projekte, wie das Wärmenetz auf Lagarde umzusetzen, ist es wichtig, dass man bei den sachlichen Vorgaben der Behörden bleibt und die Umsetzung praxisbezogen begleiten lässt. Dafür haben die Stadtwerke Bamberg mich beauftragt - quasi als "TÜV" für die Erdwärmeanlagen.
Von der ersten Bohrung bis zur Inbetriebnahme
Die Planung der Erdwärmeanlagen mit der Festlegung, wo überhaupt gebohrt werden darf, wie viel Fläche für den Kollektor benötigt wird und wie viele Bohrungen gesetzt werden etc erfolgt durch ein Planungsbüro. Sind Bestandsgebäude vorhanden, müssen gewisse Abstände eingehalten werden, damit keine Risse oder andere Schäden an den Gebäuden entstehen. Der Planende unterstützt in allen Genehmigungsfragen und liefert die wichtigen Daten, damit die Anlage richtig dimensioniert wird und so einen möglichst hohen Wirkungsgrad erzielen kann. Für die Anlage auf dem Platz zwischen Reit- und Posthalle wurden zum Beispiel 55 Bohrungen in eine Tiefe von 120 Meter festgelegt.
Bei der ersten Bohrung (der Pilotbohrung) wird der Untergrund und damit der geologische Aufbau untersucht, indem Gesteinsproben beim Bohren genommen werden. Hier überprüfen wir die gewünschte Bohrtiefe.
Darüber hinaus schauen wir uns die Materialien an, die eingebaut werden - also insbesondere die Rohre und das Verfüllmaterial.
Wir schauen den Firmen auf die Finger
Wir sind bei der ersten Bohrung dabei und machen zwischendurch immer wieder Stichproben. Dabei schauen wir den Baufirmen auf die Finger, ob sie die Technik fachgerecht einbauen und die Löcher der Erdbohrungen wieder richtig verfüllen. Das ist eines der wichtigsten Themen, um das Grundwasser zu schützen. Denn wenn man in die Tiefe bohrt, schneidet man in der Regel das Grundwasser an. Das ist kein Problem, solange das Bohrloch wieder ordnungsgemäß verschlossen wird und kein Oberflächenwasser eindringen kann. Hier muss man genau aufpassen, denn hier können die meisten Probleme auftreten. Zum Abschluss des Projekts, wenn der Verteilerschacht angeschlossen wird und die Heizzentrale in Betrieb geht, kommen wir dann ein letztes Mal.
Genau mein Job
Die Arbeit macht viel Spaß, ist aber natürlich auch oft stressig, allein schon durch die Bohrtermine. Man kann die Bohrtermine nicht genau planen und wann was fertig wird, das heißt aber auch, man weiß nicht, wann man auf die Baustelle muss.
Als Sachverständige trägt man viel Verantwortung. Das muss man wollen! Da muss man streng und penibel sein und den Leuten auf der Baustelle auch mal auf die Nerven gehen. Und im Zweifelsfall eine Bohrung stoppen. Damit macht man sich unbeliebt. Aber das muss man aushalten können, denn schließlich ist es unser Job sicherzustellen, dass alles im Sinn des Trinkwasserschutzes und des Bauherrn richtig läuft – ich meine, an uns kommt ja keiner vorbei, aber am Ende steht da auch unsere Unterschrift drunter.
Meine größte Motivation für meinen Job ist, dass ich was Sinnvolles mache und einen wertvollen Beitrag für die Energiewende leiste - indem ich sicherstelle, dass solche Zukunftsprojekte wie auf Lagarde realisiert werden und gleichzeitig das Trinkwasser geschützt wird und die Ressourcen, die die Stadtwerke da reinstecken, nachhaltig eingesetzt werden.
Dr. Verena Herrmann
Die studierte Geologin ist Geschäftsführerin der GMP - Geotechnik GmbH & Co. KG und als private Sachverständige in der Wasserwirtschaft tätig. Sie macht ihren Job mit Hingabe, weil sie Dinge mitgestalten kann und etwas Sinnvolles macht - für die Umwelt, die Energiewende und die Bauherren.
Alle, die hinter die Kulissen von Bambergs größter Baustelle schauen und dabei sowohl technische als auch geschichtliche Hintergründe erfahren möchten, sind bei einer Führung über das Gelände richtig.
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